26. September 2011: Kontrastreiche Geschichte/n entdecken
Am Fuße des Kienbergs - im Volksmund auch Hellersdorfer Berg genannt - findet das Projekt diesmal in einer besonderen Einrichtung statt. Bei "Plan B" des Trägers FiPP e.V. - werden Schülerinnen und Schülern, die nicht am Regelunterricht teilnehmen können, niedrigschwellige, sozialpädagogische Angebot zur beruflichen Orientierung unterbreitet.
Dem entsprechend praxisnah verliefen bereits die Vorbereitungstage für die eigentliche Projektwoche. Bei einem Besuch im Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf konnten sich die Mädchen und Jungen bei einer Führung anhand von großen Wohnungs- und Straßenmodellen sowie Stadtteilkarten mit der facettenreichen Geschichte des Neubaubezirks vertraut machen.
Museumsleiterin Dorothee Ifland erklärt die Wohnbebauung.
Wo lebst du? Annieh, Lilia, Jessy und Vlady auf Wohnungssuche.
Neues im Neubaubezirk: Wohntraum in Licht und Stahl.
Alles gleich?! Standardisierte Wohnraum-Planung á la DDR.
Übersichtlich, praktisch, Kult. Wohnen in der WBS 70.
Dass das klischeehafte Bild des Bezirkes als monotone Platten-Großsiedlung nicht unbedingt stimmt, wurde bereits beim Besuch des Museums in der alten Dorfschule Marzahn offenbar. Hier hat die Einrichtung im September 1999 nahe der Kirche auf dem historischen Dorfanger ein neues Domizil gefunden. Das sanierte und denkmalgeschützte Haus bietet Raum für Aktivitäten und eine umfangreiche Sammlung an Dokumenten, Fotos, Karten und Objekten zur Bezirksgeschichte.
Kontraste am Dorfanger.
Idylle Alt-Marzahn.
Unweit des Museums befindet sich auch eine der Sehenswürdigkeiten des Bezirks: die Bockwindmühle Marzahn. Die Rekonstruktion der 1815 im einstigen Dorfkern erbauten und später abgerissenen Mühle wurde 1993/94 neu erreichtet. Die Jugendlichen der Journalismusgruppe haben sich die Geschichte und Gegenwart der Mühle als Thema für ihre Recherchen ausgesucht und werden morgen den Müller Jürgen Wolf vor Ort zum Interview treffen. Wir sind gespannt...
Beliebtes Wahrzeichen.
27. September 2011: Reporterfragen im Mühlenhaus
Die Sonne gibt noch einmal ihr Bestes an diesem September-Nachmittag auf dem Mühlenberg. Annieh und Vanessa aus der Reportergruppe haben sich mit Jürgen Wolf zum Interview verabredet. Der viel beschäftigte Müller ist bereits seit Ende 1993 Hausherr des Marzahner Wahrzeichens; sozusagen mit der Mühle "verheiratet". Die Bockwindmühle ist ein durchaus imposantes Bauwerk: Insgesamt 45 Tonnen schwer, mit einem Flügeldurchmesser von 20,5 Metern, lässt sie sich - mittels eines dicken Holzpfahls auf einem hölzernen Bock sitzend - in den Wind drehen. Doch heute weht kein Lüftchen.
Die Mühle ist nach wie vor in Betrieb.
Unsere kleine Farm, am Fuße des Mühlenbergs gelegen.
Interessierte können sich für eine Führung anmelden.
Jürgen Wolf hat gerade eine Führung für Schüler beendet. Nicht die erste am heutigen Tag. In der geschichtlichen und technischen Bildung sieht er eine seiner wichtigsten Aufgaben in der Mühle. Neben der schulbegleitenden Arbeit wird hier aber auch nach wie vor Getreide zur Vermahlung gebracht. Immerhin 4 bis 5 Tonnen im Jahr, erzählt der 48jährige. Abnehmer ist die ufa-Bäckerei,
eine der ältesten Vollkornbäckereien Berlins. Daneben kann man im Mühlenhaus auch heiraten. Auf die Brautpaare wartet nach der Eheschließung, die ganz offiziell von einem Standesbeamten durchgeführt wird, eine Trauungszeremonie nach historischem Vorbild durch den "Standesmüller".
Die Marzahner Mühle, wie Michelle sie sieht.
"Glück zu!", der Gruß der Müller soll auch den Brautleuten Glück bringen.
Wie funktioniert eine Mühle? Der 48jährige in seinem Element.
Jürgen Wolf vor der selbstgebauten "Kindermühle".
Am Eingang zur Mühlenebene hat Jürgen Wolf eigenhändig eine "Kindermühle" erreichtet. Hier können die Schüler und Schülerinnen ganz praktisch arbeiten und ausprobieren, wie´s geht: von Korn mahlen bis Brot backen. So erhofft sich der Müller vielleicht auch, dem Ein oder Anderen beruflich einen Anstoss zu geben. Den Ausbildungsberuf des Müllers gibt es nämlich heute noch. Auch wenn er sich - im Vergleich zu vergangenen Zeiten - stark verändert hat. Neben besseren Arbeitsbedingungen nennt Jürgen Wolf vor allem geregelte Arbeitszeiten, verbesserte Technik und höhere Löhne. Durch die größeren und immer moderneren Anlagen, so der Müller, sei aber auch die Romantik weg, die dem Beruf ja irgendwie anhaftet.
28./29. September 2011: Geschichte wird gemacht
Die Jugendlichen der Gruppe "Kreatives Schreiben" arbeiten an diesen Tagen unter Hilfestellung von Markus an ihren ganz unterschiedlichen Texten. So hat Jessi sich ihr eigenes Leben als Thema gewählt und ist nun dabei, die Geschichte am Computer niederzuschreiben. Derweil sitzen Alex und Nico eine Etage tiefer am Mischpult und suchen einen passenden Beat für ihren Rap-Song über die Marzahner Clique. Den Liedtext haben sie selbst geschrieben und ihre Erfahrungen miteingebracht. Es geht um Jugendliche russischer, türkischer und deutscher Herkunft, die oft Stress miteinander haben; um Party und Freunde:
"Wenn man sich mit den falschen Leuten anlegt,
deshlab schau´ genau, wer zu dir steht,
denn es gibt hier viele Verräter,
sowas merkt man aber meistens später..."
Markus guckt Jessi bei der Arbeit über die Schulter.
Nico (links) und Alex basteln am Sound.
Auch die redaktionelle Arbeit des Videoteams geht voran. Vlady und Lilia haben gemeinsam mit Rudolf einen Ablaufplan erstellt und die Interviewpartner angefragt.
Auch in dieser Gruppe dreht sich alles um Jugendliche mit Migrationshintergrund und das Zusammenleben mit den Deutschen im Bezirk. Konkret: um die zugezogenen Rußlanddeutschen in Marzahn-Hellersdorf, zu denen auch Vladys und Lilias Familien gehören. Interviews zum Thema haben die Jugendstadträtin Dr. Manuela Schmidt (DIE LINKE) sowie Sve
tlana Hayduk von Vision e.V. - dem Verein für Aussiedler in Berlin - zugesagt. Auf geht´s...
Der Terminplan ist voll.
Jugendstadträtin Schmidt (links) und Lilia vor Ort.
Lilia checkt die Technik.
Nach getaner Arbeit: Rudolf, Lilia und Svetlana Hayduk.